Ein Pilz ist sehr viel mehr, als nur der Fruchtkörper, der oft erst im Herbst erscheint. Fruchtkörper mit und ohne Stiel und Hut treten während der geschlechtlichen Fortpflanzung manchmal nur einmal, manchmal einige wenige Male jährlich auf, ist aber im Verhältnis zum Gesamtlebewesen Pilz nur der kleinste Teil. Der größte Teil der Pilze liegt, wächst und arbeitet im Verborgenen: das Myzel (Pilzfäden, die ähnlich wie Wurzeln auf dem Substrat z.B. unbemerkt im Baum unter der Rinde wachsen). Es kann sehr groß werden, existiert auch ohne die Fruchtkörper das ganze Jahr über und bleibt dennoch für Menschen meist unsichtbar. Und gerade dieser unsichtbare Teil hat es in sich und ist im Jahreslauf die eigentliche Lebensader der Pilze. Das Myzel nimmt Nahrung auf, lebt in Partnerschaft mit Bäumen (als Mykorrhiza) zum gemeinsamen Vorteil oder parasitisch auf lebenden Organismen, die es schwächt oder auf totem organischen Material, welches es zersetzt und so in Form von Nährstoffen wieder für andere Organismen verfügbar macht. Als Parasit kann der Pilz Bäume, Insekten oder Spinnen, oder gar Menschen befallen (sog. Mykosen) und kann diese in den langsamen Tod treiben. Pilze sind nämlich heterotroph, d.h. sie ernähren sie von organischem Material wie wir Menschen, können aber nicht selbst, wie die Pflanzen, aus Sonnenlicht und Nährstoffen selbst organisches Material herstellen.
Ein Rückblick
Die Pilzsaison und die Waldtage 2024 beginnen-- Pilzvergiftungen

Von Pilzen und Pilzsammler:innen

Drum prüfe wer ‘nen Pilz findet
Was ist grundsätzlich zu beachten um Vergiftungen zu vermeiden? Zunächst einmal möchte ich mit einem Gerücht aufräumen: Was den Schnecken und Waldbewohnern mundet kann dennoch giftig für den Menschen sein– also bitte nicht den Tieren nachmachen! Schneckenfraß ist kein Garant für ungiftige Pilze! Sammeln sie nur solche Pilze, die sie sicher bestimmen konnten. Im Zweifelsfall fragen sie Pilzsachverständige, diese mussten sich bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. einer umfassenden Prüfung unterziehen (DGfM, https://www.dgfm-ev.de/) und können im Internet ausfindig gemacht werden. Verzichten Sie jedoch auf selbsternannte Experten – da ist Vorsicht geboten. Und auch wichtig: Pilze immer gut durchgaren, die Waldpilze nicht roh essen, denn einige verursachen dann ebenfalls Magen-Darm-Symptome, weil das Grundgerüst der Pilze, das Chitin bei der Darmpassage nicht weiter zerkleinert werden kann – Durchgaren und gutes Kauen hilft da dem Darm bei der Arbeit. Bereiten Sie Pilze immer frisch und zeitnah zu, denn einige Pilze haben Eiweiße, die sich schnell zersetzen und so zu Eiweißvergiftungen führen können, wie diese von Fisch oder Fleisch bekannt sind. Vermeidung von Vergiftungen ist immer die Beste Strategie – lieber einen Pilz weniger sammeln. Doch wenn es jemandem nach der Pilzmahlzeit trotz aller Vorsicht irgendwie schlecht geht, dann ist überlegtes Handeln geboten.
Und was, wenn es doch passiert?
Sie haben ihre Pilzpfanne genossen und danach geht es Ihnen nicht gut? Sie leiden nach dem Pilzmenü unter Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schweißausbrüchen, Durchfall und Koliken? Keine Panik, tief Durchatmen, ruhig bleiben. Aufregung kurbelt den Stoffwechsel an und fördert so die Verbreitung des Pilzgiftes. Zudem gilt: je kürzer nach einer Pilzmahlzeit die Symptome auftauchen, desto besser! Erbrochenes sammeln, Putzreste der Mahlzeit einsammeln und ggf. mit zum Arzt nehmen, Arzt kontaktieren oder direkt die 112 wählen bzw. die Giftnotzentrale anrufen (In den meisten Bundesländern gibt es Giftnotrufzentralen: https://www.dgfm-ev.de/pilzesammeln-und-vergiftungen/vergiftungen/giftnotruf), keine Milch, keinen Alkohol trinken.. Danach liegt alles in den Händen der Ärzte und ist in hohem Maße von dem jeweiligen Pilzgift abhängig, was getan werden kann. Wichtige Angaben für die Arbeit der Ärzte wären u.a.: Wurde ein Lamellen- oder ein Röhrenpilz verzehrt? Hutfarbe? Sind Reste der Pilzmahlzeit oder Putzreste vorhanden (mitbringen)? Wo wurde gesammelt- Nadelwald, Wiese, Laubwald, Mischwald? Wie erfolgte der Transport und die Lagerung der Pilze (trocken, gekühlt)? Wurden die Pilze durchgekocht? Wurden die Pilze frisch, aufgewärmt oder eingemacht verzehrt? Welche Symptome traten auf: Erbrechen? Durchfall? Störungen des Nervensystems/Schwindel? Sind Leber oder Nieren beteiligt (kann tlw. nur vom Arzt genau beantwortet werden)? Wie lange liegt die Pilzmahlzeit zurück: weniger als 6 Stunden? Mehr als 6 Stunden? Mehr als 12 -24 Stunden? Noch länger? Detaillierte Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Pilzvergiftungen für Ärzte finden sich in einem Artikel des Ärzteblattes aus dem Jahr 2020: Vergiftungen durch Pilze (aerzteblatt.de) sowie am Beispiel des Pantherpilzes aus dem Jahr 2019: https://www.springermedizin.de/intoxikationen/arbeitsmedizin/intoxikation-durch-pilze-fungi-am-beispiel-des-pantherpilzes-ama/16000288?searchResult=21.allgemeine%20mykologie&searchBackButton=true&fulltextView=true und beim Bundesinstitut für Risikobewertung: https://www.bfr.bund.de/de/suche.html?search%5Bquery%5D=Pilze
Nach dem Genuss von Knollenblätterpilzen kann es zwischen vier und 24 Stunden dauern, bis die ersten Magen-Darm-Symptome auftreten. Bei leichten Vergiftungen kann es sogar 13 bis 36 Stunden dauern, bis die ersten Magen-Darm-Symptome eintreten (Erbrechen, Durchfall), die dann über Tage anhalten können. Für eine Vergiftung reicht bereits ein Knollenblätterpilz bzw. nur 10 g davon aus, um eine tödliche Vergiftung zu verursachen. Das Gift des Knollenblätterpilzes, Amanitin, hemmt die Proteinsynthese und besonders die Zellen der Darmschleimhaut und die Leberzellen sterben ab. Anschließend an die Phase der ersten Magen-Darm-Symptome nach der Vergiftung, folgt eine vorübergehende Phase mit scheinbarer Besserung. Doch nach ein bis zwei weiteren Tagen kann es zur irreversiblen (also nicht mehr umkehrbaren) Leberschädigungen, einige Tage später auch zu Nierenschädigungen kommen. Die typischen Symptome einer starken Leberschädigung wie Gelbsucht (Gelbfärbung der Haut, Schleimhaus und der Augäpfel), Gerinnungsstörungen und im schlimmsten Fall hepatisches Koma treten auf. Gerettet werden können nur Menschen, die früh behandelt werden und nicht viel vom Knollenblätterpilz gegessen haben. Trotz intensiver Therapie droht ein akutes Leberversagen mit Todesfolge. Letztlich sind alle Organe betroffen; es kommt schließlich zum Multiorganversagen. Wird die Vergiftung früh erkannt, können intensivmedizinische Maßnahmen zur Prognoseverbesserung führen, in der Endphase ist nur noch eine Lebertransplantation lebensrettend. Also bei Pilzvergiftung lieber die 112 wählen und auf Nummer sicher gehen.
Zusammenfassung

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